Bericht einer Mutter

Mein Sohn besucht die Aton-Schule seit der ersten Klasse. Anfangs dachte ich, das ist nur für die Grundschulzeit, danach kommt er dann auf eine "richtige" Schule. Doch als es so weit war, machte mir mein Sohn sehr deutlich, dass er auf dieser Schule bleiben möchte, und er sei auf einer "richtigen" Schule. Ich hatte natürlich Bedenken, da ich selbst auf einer staatlichen Schule war und mir nicht vorstellen konnte, wie das Lernsystem der Aton-Schule funktioniert. Es fiel mir schwer, der Sache zu vertrauen. Also besprach ich meine Sorgen mit seiner Lehrerin. Sie sprach sehr offen zu mir und sagte mir, dass die Aton-Schule nicht für jedes Kind geeignet sei, da die Fähigkeit zum selbstständigen, freiwilligen, eigenmotivierten Lernen Voraussetzung ist. Mein Sohn würde diese Voraussetzung mitbringen, und bei Druck würde er abblocken (das kann ich als seine Mutter nur zu sehr bestätigen), insofern würde sie mir von einer Schule, die auf Druck basierte, abraten. Ich spürte, dass ihre Einschätzung ehrlich war und es tat mir gut zu hören, dass die Aton-Schule sich nicht für die bessere Schule hält, sondern eine Alternative anbietet, und dass sie sehr genau unterscheiden können, für welche Kinder ihr System geeignet ist und für welche nicht. Sie erklärte mir dann auch den weiteren Werdegang zum Abitur, und so beschloss ich, dem Wunsch meines Sohnes nachzugeben und ihn bis auf weiteres auf der Aton-Schule zu lassen.

Ich habe meine Entscheidung nicht einen Tag bereut. Mein Sohn besucht jetzt die 7. Klasse. Er ist in den letzten Jahren von einem leicht verletzbaren, unsicheren und kaum kritikfähigen Kind zu einem selbstbewussten, aufgeschlossenen und humorvollen Jungen herangewachsen. Er geht JEDEN TAG gerne zur Schule. Sein Interesse am Lernen ist nicht nur über die Jahre erhalten geblieben, ich würde sogar sagen, es hat im Laufe der Jahre zugenommen. Meine Sorge, er würde auf der Aton-Schule nicht "richtig" lernen hat sich in Luft aufgelöst. Durch die halbjährlichen Elterngespräche bekomme ich regelmäßig Einblick in sämtliche Unterrichtsmaterialen und darf zu allem Fragen stellen. Doch besonders berührt hat mich jedes Mal, wie die Lehrer auch die menschliche Entwicklung meines Sohnes wertgeschätzt und begleitet haben. Ich kann gar nicht genug zum Ausdruck bringen, was für ein Luxus es ist, keine Schulsorgen zu haben, ein Kind zu haben, das gerne und ohne Druck zur Schule geht, dass sich sowohl menschlich als auch schulisch weiterentwickelt, und das seine zarte, sensible Seite nicht verleugnen muss, sondern ein Umfeld hat, in dem er lernen kann, damit umzugehen.

Lucia Ripota